đź’ŽMaria Silbert


Maria Silbert,
25.12.1866 - 29.8.1936

geb. Koralt, war ein sehr bekanntes österreichisches Medium des ersten Drittels des 20sten Jahrhunderts. Sie war von Beruf Volksschullehrerin, verheiratet mit dem Finanzkommissar Silbert und Mutter von 10 Kindern. Leider verwitwete sie 1914 frühzeitig und musste sich dann allein durch das Leben schlagen. Schon als kleines Mädchen, etwa ab dem Alter von fünf Jahren war sie in gewisser Weise hellsichtig. Sie "sah" z.B. Elfen und Zwerge und erzählte davon ihren Eltern. Der Vater hörte das gar nicht gerne, tadelte seine Tochter wegen Schwindelns und bestrafte sie deswegen auch. Die Grossmutter mütterlicherseits war ebenfalls hellsichtig

 

Bei Frau Silbert trat die Medialität erst ab 1908 deutlich in Erscheinung. Sie wohnte damals mit ihrer Familie in Voitsberg in Österreich. Sie war mit ihrem Mann an einem Mittwoch im Frühjahr 1908 zur Behandlung ihrer erkrankten Füsse nach Ligist gefahren, als gegen 18 Uhr in ihrer Wohnung das Klavier von alleine zu spielen anfing. Die Kinder hörten es zuerst (2, S. 41). Die Hausmeisterin kam dann hinzu. Gemeinsam untersuchten sie das Klavier, klappten alle Deckel auf und sahen, wie die Tasten und Hämmer unentwegt auf- und niedergingen und das Klavier wundervoll spielte, ohne dass ein Spieler sichtbar war. 
 
Etwa eine halbe Stunde später kamen die Eltern nach Hause und hörten und sahen ebenfalls das schöne Klavierspiel. Eine Wohnungsnachbarin kam hinzu und wurde gleichfalls Zeuge des Vorganges. Um 20 Uhr begann auch eine im Zimmer befindliche Geige zu dem Klavierspiel mitzuklingen. Beide Instrumente spielten jetzt, von unsichtbarer Hand betrieben, gemeinsam laut und deutlich. Erst gegen 22 Uhr verstummte die harmonische Musik. 
 
In den folgenden Jahren traten vereinzelt weitere paranormale Ereignisse bei Frau Silbert auf. Ein Freund des Hauses, ein Herr Schobert, versuchte sie zu überreden, ihre unzweifelhaft vorhandene mediale Gabe zu entwickeln. Sie lehnte aber zunächst ab. Doch als ein Sohn von ihr gestorben, ein zweiter Sohn im Krieg vermisst wurde und Ende 1914 auch ihr Mann starb, war Frau Silbert im Januar 1915 bereit, ihre medialen Fähigkeiten zu schulen. Von diesem Augenblick an entwickelten sie sich zu einer ungeahnten Mannigfaltigkeit, besonders in Bezug auf paraphysikalische Erscheinungen. Sie bestanden z.B. in der Entstehung von Klopflauten in Tischen und anderen Möbelstücken. Erstere dienten vor allem zur Übermittlung von Nachrichten von der verursachenden jenseitigen Wesenheit. 
 
Bei Frau Silbert trat die Medialität erst ab 1908 deutlich in Erscheinung. Sie wohnte damals mit ihrer Familie in Voitsberg in Österreich. Sie war mit ihrem Mann an einem Mittwoch im Frühjahr 1908 zur Behandlung ihrer erkrankten Füsse nach Ligist gefahren, als gegen 18 Uhr in ihrer Wohnung das Klavier von alleine zu spielen anfing. Die Kinder hörten es zuerst (2, S. 41). Die Hausmeisterin kam dann hinzu. Gemeinsam untersuchten sie das Klavier, klappten alle Deckel auf und sahen, wie die Tasten und Hämmer unentwegt auf- und niedergingen und das Klavier wundervoll spielte, ohne dass ein Spieler sichtbar war. 

 
Etwa eine halbe Stunde später kamen die Eltern nach Hause und hörten und sahen ebenfalls das schöne Klavierspiel. Eine Wohnungsnachbarin kam hinzu und wurde gleichfalls Zeuge des Vorganges. Um 20 Uhr begann auch eine im Zimmer befindliche Geige zu dem Klavierspiel mitzuklingen. Beide Instrumente spielten jetzt, von unsichtbarer Hand betrieben, gemeinsam laut und deutlich. Erst gegen 22 Uhr verstummte die harmonische Musik. 
 
In den folgenden Jahren traten vereinzelt weitere paranormale Ereignisse bei Frau Silbert auf. Ein Freund des Hauses, ein Herr Schobert, versuchte sie zu überreden, ihre unzweifelhaft vorhandene mediale Gabe zu entwickeln. Sie lehnte aber zunächst ab. Doch als ein Sohn von ihr gestorben, ein zweiter Sohn im Krieg vermisst wurde und Ende 1914 auch ihr Mann starb, war Frau Silbert im Januar 1915 bereit, ihre medialen Fähigkeiten zu schulen. Von diesem Augenblick an entwickelten sie sich zu einer ungeahnten Mannigfaltigkeit, besonders in Bezug auf paraphysikalische Erscheinungen. Sie bestanden z.B. in der Entstehung von Klopflauten in Tischen und anderen Möbelstücken. Erstere dienten vor allem zur Übermittlung von Nachrichten von der verursachenden jenseitigen Wesenheit. 

Weiter wurden Gegenstände von unsichtbarer Hand bewegt, z.B. ein Tisch von 80 kg von unsichtbaren Kräften 1 m emporgehoben. Häufig gab es elektrische Blitze und Leuchterscheinungen und Gegenstände wurden aus dem Sitzungszimmer deportiert und wieder apportiert. Es entstanden seltsame Gravuren im Inneren von Metallgegenständen, insbesondere im Inneren von Uhren (1, S. 12). Sie bestanden meist in dem Namenszug "Nell" und waren manchmal mikroskopisch klein. Einmal kam eine solche Gravur während einer Experimentalsitzung auf der Unruhe einer Taschenuhr zustande, ohne dass diese bei dem Vorgang stehenblieb. 
 
Der Namenszug "Nell" bezog sich auf die verursachende jenseitige Wesenheit. Sie gab bereits bei der zweiten Versuchssitzung im Februar 1915 auf entsprechende Fragen von Herrn Schobert durch Klopfdiktat an (2, S. 52), Franziskus Nell zu heissen, Offizier und Gelehrter gewesen zu sein, in Nürnberg gelebt zu haben, 1656 geboren und 1713 gestorben zu sein. Man fand später heraus, und das Geistwesen bestätigte es, dass "Nell" ein Pseudonym für eine historisch nachweisbare Persönlichkeit war, über die später Genaueres berichtet wird. 
 
Die geschilderten Vorgänge fanden bei abendlichen Sitzungen in der Wohnung von Frau Silbert statt, an denen zunächst sie selbst, Herr Schobert und zwei ihrer Töchter teilnahmen. Die Vorgänge sprachen sich aber bald in der Nachbarschaft und im Ort Waltendorf bei Graz, wo Frau Silbert damals wohnte, und später in ganz Österreich herum und führten dazu, dass viele Menschen begierig waren, die seltsamen Vorgänge selbst mitzuerleben. 
 
Nur wenige Begebenheiten um Frau Silbert und Nell sollen hier geschildert werden, die insbesondere auch zeigen, wie energisch dieser Nell manchmal vorgehen konnte. Ein Direktor Georg-Albert Brückner berichtet 1918 (2, S. 74): 
 
"Ein ungläubiger Leutnant sitzt auf einem Stuhl und macht sich über Nell lustig und bezweifelt natürlich sein Vorhandensein – ja er fordert ihn geradezu heraus. Was geschieht? – Der Stuhl hebt sich plötzlich mit dem darauf sitzenden Spötter in die Höhe und vollführt eine Reise bis auf den Tisch, wo er mit furchtbarer Wucht niedergeht. Der leichenblasse Offizier springt entsetzt von seinem hohen Sitz herunter und ist augenblicklich bekehrt. 
 
Ein anderes Mal geschieht auf eine, von einem Zweifler gestellte, sehr verletzende Frage im Dunkeln ein furchtbarer kanonenähnlicher Schlag, der den ganzen Tisch in Trümmer verwandelt. Aufs Höchste erschreckt, macht der Leiter des Zirkels Licht, und mit bleichem Gesicht schauen alle auf das angerichtete Unheil. Die Sitzung wird abgebrochen. 
 
Aber – o Wunder! – als Frau Silbert am nächsten Morgen ins Zimmer tritt, steht der Tisch wohl zusammengefügt, als sei nichts mit ihm geschehen, wieder auf seinem Platz. Die Beschädigungen waren aber derart, dass kein Mensch imstande gewesen wäre, dieses Kunststück fertig zu bringen, ihn wieder in seinen früheren Zustand zu versetzen." 
 
Ein weiterer Sitzungsteilnehmer, Bert Kovacevic, schildert in einem in London erschienenen Buch (2, S. 75), wie es einem ausgesprochenen Lästerer und Religionsspötter erging. Dieser war auch ein Offizier, verhöhnte den Okkultismus und machte sich sogar über den Glauben lustig, und zwar in einer so verletzenden und Mutter Silbert kränkenden Art, dass es selbst seinen Kameraden zu viel wurde. Sie redeten auf ihn ein – doch vergeblich, er spottete weiter. Da – plötzlich wurde es finster, man hörte ein Geräusch, ähnlich einem Schlag. Alle dachten an einen Kurzschluss (Die Sitzungen fanden in der Regel bei elektrischer Beleuchtung statt). Und in diesem Augenblick wurde dieser Lästerer auf den Sesselrücken gehoben, und der Stuhl begann sich mit ihm zu drehen, wie ein Kreisel, immer schneller und schneller. 
Ganz von selbst wurde es wieder licht. Alle starrten auf den leichenblassen Offizier, der ganz entgeistert dreinschaute und von seinem luftigen Sitz herunterstieg. Auf seiner Wange sah man einen roten Fleck. Sein Spott war zu Ende. 
 
Der Ingenieur Rudolf Sekanek berichtet folgendes Erlebnis (2, S. 139): "Wieder einmal waren wir im Hause der Frau Silbert zu einer Séance versammelt. Da kam ein Journalist, stellte sich Frau Silbert vor und bat, an unserer Séance teilnehmen zu dürfen. Da sich einige Zeit nichts ereignete und wir gemütlich über verschiedene Dinge plauderten, sagte der neue Gast, er habe zwar von angeblich einwandfreien Erscheinungen und Vorgängen im Hause Silbert gehört, er könne aber nicht daran glauben und sei sehr skeptisch. Er habe auch ein Buch mitgebracht, in dem einige namhafte Wissenschaftler zu diesen Fragen Stellung nähmen und diese vollständig negierten. Ja, sie bewiesen darin, dass alles, wenn nicht auf Schwindel, so mindestens auf Autosuggestion etc. zurückzuführen sei. Als er das Buch aufschlug und einzelne Stellen daraus vorlesen wollte, entschwand es seinen Händen. Es zerfloss wie in Nichts, und er war derart frappiert, dass er seine vorhin gemachten Erklärungen revidierte und ein eifriger Besucher und Anhänger wurde. 
 
Etwa drei Monate später befand sich Frau Silbert mit diesem Journalisten, einem mir gut bekannten Arzt und noch einigen Herren auf einem Spaziergang nach St. Peter. Plötzlich kam aus der Luft etwas heruntergeflattert und fiel vor den Füssen des Journalisten zu Boden. Es war ein Buch – und als es vom Boden aufgehoben wurde, erkannte der Journalist sein Buch wieder, das in der damaligen Séance, in der ich zugegen war, seinen Händen entschwand. Dies erzählte mir Frau Silbert, der ich unbedingt Glauben schenke. Ausserdem hat mir diese einmalige und wunderbare Begebenheit, bei der ich leider nicht zugegen sein konnte, der mir gut bekannte und damals anwesende bedeutende Wiener Nervenarzt und Forscher Dr. Stefan Gold bestätigt und ist für die Richtigkeit eingetreten. Geschehen im Jahre 1923. Dieses eindrucksvolle Buch-Phänomen wird auch in Dr. Ennsbrunners Aufschreibungen erwähnt." 
 
Doch nun zu dem Spuk von Trebian in der Südsteiermark. Dieser Erlebnisbericht stammt von dem Grazer Zahnarzt Dr. Rottky. Er schildert (2, S. 210): 
"Mein Freund, Direktor Macourek, erzählte mir, dass es in seinem neu erworbenen Weingarthaus in Trebian bei Leibnitz arg spuke – bei voller Windstille höre man oft Sturmesbrausen durch alle Räume gehen, Stöhnen und Klopfen im Zimmer, schwere Schritte auf dem Dachboden und den Gängen. 
 
Ein alter Winzer, der im Wirtschaftsgebäude wohnte, erzählte mir selbst von einer oft gesehenen Geisterscheinung: ein hübsches blondes Bauernmädel mit langen Zöpfen, die ihn immer traurig ansah und dann wieder in Nichts zerfloss. 
 
Das alte Weingarthaus liegt auf einer einsamen Anhöhe im Sausal unterhalb Kitzek. Es wurde teilweise abgerissen und modernisiert, wobei wohl die Räume erhalten blieben, doch so viel Erde abgegraben wurde, dass die ehemals ebenerdig gelegenen Fenster des Zimmers, worin wir immer sassen, in Stockhöhe zu liegen kamen und ein Hineinschauen von aussen nicht mehr möglich war. 
 
Als Mutter Silbert nach ihrer schweren Krankheit im März 1927 erstmals in Trebian weilte und eine grössere Gesellschaft um sie versammelt in diesem Raume sass, begann in der Ofenecke wieder das von windähnlichem Heulen begleitete Atmen und Seufzen – und endete schliesslich, nachdem folgendes Klopfdiktat (d.h. ein Geistwesen erzeugte Klopftöne in einem Möbelstück, und dazu sagten die anwesenden Menschen das Alphabet auf) aufgenommen worden war: 'Ein stürmischer Frühlingstag, ein Tag voll Leid und Not, o helft mir, helft mir die Schuld zu gestehen! Erlösung, Erlösung gebt mir!' 
 
Die gleich darauf einsetzenden schweren Atemzüge galten gleichsam einer Aufforderung, sie mit dieser Botschaft in Verbindung zu bringen und klangen wie Seufzer aus einer Brust, die tiefes Leid birgt. Man wollte mehr wissen. Es folgte Frage und Antwort, bis dieses dunkle Geheimnis gelüftet war: 
 
Am 18. März 1809, an diesem stürmischen Frühlingstag, ereignete sich in diesem Zimmer eine furchtbare Tragödie. Ein blondes Bauernmädel sass mit ihrem Liebsten in dieser nun so unheimlich gewordenen Ofenecke. Ein eingedrungener französischer Soldat wollte das Mädel mitnehmen. Die beiden Männer gerieten in heftigen Streit und der Soldat verliess schliesslich den Raum. Draussen erwachte neuerlich sein Zorn – er schlug das Fenster ein und erschoss mit seinem Vorderlader das Liebespaar. 
 
Eingeholte Erkundigungen bestätigten uns, dass im Jahre 1809 französische Truppen St. Nikolai im Sausal besetzt hatten und von dort die Umgebung bedrückten. In der Gegend wusste man noch von einem Massengrab beerdigter französischer Soldaten zu berichten, auch von einem 'Betacker' bei Nikolai. 
 
Einige Wochen später – wieder dieses Diktat vom 'stürmischen Frühlingstag...' – Sturmesbrausen durchs Fenster, das Atmen und Stöhnen in der Ofenecke. Dann kamen ganz eigene Klopfzeichen: zuerst 7 – nach einer Pause 1 – und wieder 1. 
 
Man fragte nach deren Bedeutung, doch es kam immer nur dasselbe. Das anschliessende Diktat 'Und wenn die Stunde der Erlösung schlägt, öffnet nicht dem Grauen und Entsetzen Tür und Tor...' bereitete uns jedenfalls vor, dass noch allerlei zu erwarten sei. 
 
Mit klaren und bemessenen Klopflauten wurde noch folgendes diktiert: 
'Meine Mission wird erfüllt und Zeit steht still und Zeit wird künden, dass alle Stunden eins werden müssen – sie kommen und geben, was sie geben müssen. Nach Erlösung ringt die Schuld. Darum führte Vorsehung Deinen Pfad in das Haus, das überfüllt ist mit unbändigen Trieben, Sühne der Schuld zu gewähren. Nehmet Euch der Schuld an, tausendfach wird Sühne vergelten. Geduld, Mut und Vertrauen Eure Waffen. Mit ihnen voran!' 
 
Es wurde Herbst, die Weinlese kam – auch die Einladung aus Trebian. Ich fuhr in Begleitung von Rittmeister Schwarzer, seiner Gemahlin und Professor Walter zu meinem Freund und brachte ihm die Nachricht, dass sich Mutter Silbert sehr schwach und krank fühle und schon längere Zeit das Bett hüten musste – aber doch gerne nachkommen würde. Mein Freund liess für alle Fälle einen Wagen zur Eisenbahnstation stellen, obwohl niemand mit ihrem Erscheinen rechnete. Um so grösser war unsere Überraschung, als sie tatsächlich mit dem Abendzug nachkam und uns erzählte, dass sie kurz vor 16 Uhr plötzlich aus dem Bett musste und sich von etwas hierher gezogen fühlte. Es war der 5. November. 
 
Kaum hatten wir mit der Nachzüglerin diesen Raum betreten, kam auch schon die erste, recht zweifelhafte Begrüssung. Durch die offene Tür des Nebenzimmers, darin ein gedeckter Tisch auf uns wartete, flog, von unsichtbarer Hand geschleudert, ein Zahnstocherbehälter aus Porzellan uns entgegen, wobei sich die Zahnstocher in Form eines Pentagramms auf dem Fussboden säuberlich ordneten. 
 
Nach dem Abendessen sassen wir wieder, gemütlich plaudernd, in diesem Raum. Das 'Atmen' setzte ein und andauernde Klopflaute waren hörbar. Das Verlangen der 'Intelligenz' nach Verdunkelung wurde in der Weise befolgt, dass wir eine grosse, mässig abgedrehte Stehlampe in die Fensterecke und auf zwei gegenüberstehenden Kredenzen je eine Klavierlampe, die Scheinwerfer gegen die Mauerseite gedreht, stellten. 
 
Wir setzten unsere Unterhaltung fort, nahmen zwischendurch ein ziemlich laut klopfendes Diktat auf: – 'Stunde ruft!' – beachteten es weiter gar nicht und führten unsere Gespräche fort. Indessen fiel Mutter Silbert ganz unbemerkt in Trance, erhob sich und drückte uns alle aus dem Zimmer. 
 
Voll Spannung harrten wir nun der kommenden Dinge und wagten im Vorzimmer kaum ein lautes Wort zu sprechen, um alle Geräusche verfolgen zu können. Man hörte jedoch nur die schweren Schritte des Mediums. So verging eine längere Zeit, ohne dass sich etwas Besonderes ereignete. Plötzlich ein Schuss in diesem Zimmer, ein zweiter und dann noch ein dritter. 
 
Nun riss uns die Geduld. Wir stiessen die Tür auf und stürzten hinein. Völliges Dunkel – alle Lampen ohne Licht – und wir konnten es nicht enträtseln, wie das zuging, besonders die zwei Lampen auf den Kredenzen. Mit elektrischen Taschenlampen leuchteten wir den Raum ab – und fanden Mutter Silbert, andächtig in ein Gebet versunken, kniend in der Ofenecke. Ihre Augen waren starr und gläsern. 
 
Eine Weile standen wir, von diesem Anblick erhebender Andacht förmlich gebannt – und ehe es uns zu Bewusstsein kam, dass unsere Anwesenheit auf diese, möchte fast sagen, heilige Atmosphäre nur störend wirken müsse, erhob sich das Medium und drängte uns neuerlich hinaus. 
 
Der Hausherr war sehr besorgt und schlich nach einer Weile zurück ins Zimmer und sah Mutter Silbert wieder in der Ofenecke kniend beten. Plötzlich ein Schuss in dieser Ecke, ein erschrecktes Aufspringen des Mediums, wie es mit schweren, bleiernen Schritten im Raume umherwanderte und schliesslich auf seinem Stuhl wie erschöpft niedersank. 
 
Das war für meinen Freund das Signal, uns hereinzuholen und die frühere Beleuchtung wieder herzustellen. Das Medium befand sich immer noch in Trance. Es kam ein unvollständiges Diktat: 'Die Stunde, in Leid geboren, sie bedeutet einen Kampf, den kein Mensch gekämpft...' 
 
Wir baten das Medium um den Schlusssatz und konnten seinem Flüstern nur die Worte entnehmen: '... und der Sieg in Geduld.' 
 
Als es mit der Hand eine Bewegung machte, schreiben zu wollen, drückten wir ihm einen Bleistift in die Hand, konnten den Schriftzügen aber nur drei leserliche französische Worte entnehmen: 'La – quand – sprit'. 
 
Erst gegen Mitternacht gingen wir zur Ruhe. Das mir zugewiesene Schlafzimmer teilte ich mit Rittmeister Schwarzer, einem mutigen Offizier aus dem Weltkrieg mit hohen Tapferkeitsauszeichnungen. Auch ich war jahrelang an mehreren Fronten – und erwähne dies nur vorbeugend, um uns beide nicht für ängstlich und feige zu halten. Denn der kommende Abend sollte die Entschleierung bringen, die jenes Diktat vom – Entsetzen und Schrecken – längst schon angedeutet hatte. 
 
Der nächste Tag verging mit schönen Spaziergängen, anregenden Gesprächen und Musik. Niemand dachte an eine Sitzung. 
 
Abends kam dann die Überraschung. Kaum war das Nachtmahl beendet, ging wieder dieses furchtbare Stöhnen und Sturmesbrausen durchs Zimmer. Mutter Silbert sass neben mir, fiel plötzlich in Trance und liess den Kopf auf die Tischplatte sinken. Nach etwa einer Minute hob sie ihn wieder – aber völlig verwandelt. Wir erschraken im Augenblick, wie sie da sass, jung, blond, mit blauen Augen – und uns der Reihe nach ins Gesicht blickte. Nach kurzer Zeit liess sie den Kopf abermals sinken – und als sie ihn hob, starrte uns ein böses, kriegerisches Männergesicht mit einem schwarzen Knebelbart und einer grossschirmigen Mütze an. Dazu Sturmesbrausen – wie heftige Märzwinde in den Bergen. 
 
Nachdem Mutter Silbert ihren Kopf wiederum eine Zeitlang auf den Tisch gelegt hatte – erwachte sie aus der Trance und konnte sich, wie immer, an nichts mehr erinnern. 
 
Nach einigen Minuten klirrte plötzlich ein Fenster. Mutter Silbert packte mich am Arm und schrie: Da ist er! – und durch das zerbrochene Fenster lehnte sich der Oberkörper des eben gesehenen Franzosen herein, legte sein Gewehr an und schoss mit einem fürchterlichen Knall und langem Feuerschein über unseren Tisch hinweg in die bewusste Ecke. Alle fuhren erschreckt hoch und hatten sich instinktiv unter den Tisch geworfen. Als wir langsam wieder hervorkrochen, lag schwerer Pulverdampf im Zimmer. 
 
Da niemand mehr Lust verspürte, an diesem Abend noch mehr zu erleben, beschlossen wir auf der Terrasse die schöne Mondnacht zu geniessen. Kaum hatten wir uns draussen vor dem Haus niedergesetzt und gemütlich zu plaudern begonnen, war Mutter Silbert plötzlich fort – einfach nicht mehr da – als hätte sie sich 'dematerialisiert'. Da uns dies im Grunde nichts Neues war und wir aus unserer Erfahrung mit ihr wussten, dass alles Suchen stets vergeblich war und sie immer wieder von selbst zurückkam, sorgten wir uns auch nicht weiter und blieben in unserer Runde sitzen – nur liessen wir ab und zu unsere Blicke nach ihr umherschweifen. 
 
Es mochten zwanzig Minuten vergangen sein – da sah ich plötzlich, wie Mutter Silbert einen steilen, kleinen Weingartenweg heraufgeschwebt kam. Ich kann mich nicht anders ausdrücken – es war ein Schweben. Rasch lief ich ihr entgegen, nahm sie an der Hand und merkte, dass sich diese ganz kalt und frostig anfühlte, wie die einer Leiche. Ich ging neben ihr dem Hause zu. Sie schwebte etwa einen halben Meter über dem Erdboden und machte keine Bewegung. Mit weit aufgerissenen Augen, Totenblässe im Gesicht, starrte sie unentwegt auf den hellerleuchteten Sirius. So führte ich sie in das Haus zurück, und die ganze Gesellschaft versammelte sich wieder um den Tisch. 
 
Etwa zehn Minuten mochte sie so dagesessen sein, ohne Pulsschlag, fast nicht atmend – in Tieftrance. Als sie allmählich zu sich kam, fragte ich sie gleich: 'Mutter, wo warst Du denn?' 
 
'In St. Nikolai am Franzosengrab – ein Lichterl anzünden.' Das war ihre Antwort – noch immer in leichter Trance. 
 
Wir schauten uns alle fragend und erstaunt an, fast ungläubig. Die Luftlinie bis Nikolai beträgt doch immerhin sechs Kilometer und führt über Gräben, Wälder und Hügel. Auf der Strasse fährt man mit dem Pferdegespann eineinhalb bis zwei Stunden. Es wäre nur mit einem modernen Flugzeug möglich gewesen, diese Strecke in so kurzer Zeit zurückzulegen. Wie Mutter Silbert dieses Glanzstück vollbrachte, bzw. welche Kräfte, ausserirdische Mächte und Intelligenzen dies bewirkten, bleibt uns vorläufig noch ein tiefes Geheimnis. Darüber wurde an diesem Abend noch viel gesprochen. Es wurde auch beschlossen, am kommenden Morgen eine gemeinsame Wagenfahrt nach St. Nikolai zu machen. Auffallend war, dass Mutter Silbert bei Erwähnung dieses Ortes sofort den Kopf senkte und in Trance zu fallen drohte, jedoch gleich wieder munter wurde, wenn sich das Gesprächsthema änderte. 
 
Nun kam eine Nacht, die ich lange nicht vergessen konnte. Das ganze Haus war voll spukhafter Erscheinungen. Wollte man eine Tür öffnen, befand sich plötzlich eine menschliche Hand statt der Türschnalle dort. Riesige glühende Augen kamen in den dunklen Gängen auf uns zu, Petroleumlampen wurden von unsichtbaren Händen [so] weit aufgedreht, dass sie zu russen begannen. Professor Walter bekam einen Teller nachgeschleudert – und als wir endlich in den Betten lagen, hörte man auf dem Dachboden schwere Schritte und Geräusche, als würden schwere Kisten über den Boden gezogen. Die spukhaften Erscheinungen hatten einen so dämonischen Charakter, dass mein Freund, Rittmeister Schwarzer und ich die ganze Nacht nicht schliefen und uns die Hände hielten. Wir getrauten uns nicht einzuschlafen, obwohl wir, wie gesagt, keine Feiglinge sind. Aber das war denn [doch] zu viel und hat alles überboten, was ich an Furchtbarem erlebte. Allen Gästen war es so ergangen, erfuhren wir morgens. Nur Mutter Silbert fiel, wie auch in den vorausgegangenen Nächten, sofort in tiefen Schlaf und merkte von nichts. 
 
Um 9 Uhr fuhren wir los. Direktor Macourek lenkte selbst die Pferde, und wir waren mit ihm sechs Personen, die sich alle über diesen wundervollen Herbsttag und den Sonnenschein freuten. Die schönen Eindrücke, die wir aus den dauernd wechselnden, malerischen Landschaftsbildern empfingen, die würzige und erfrischende Luft, alles um uns und nicht zuletzt die Spannung über das Ergebnis unserer Fahrt liessen uns das Grauen dieser Nacht vergessen. 
 
Je näher wir dem Orte kamen, desto mehr überkam Frau Silbert ein Gefühl der Unruhe – und über unser Befragen deutete sie die Richtung an, dahin sie etwas Unwiderstehliches zog. Im Gasthaus, wo wir einen Imbiss einnahmen, machte ich eine Skizze, die zutreffend war. Gegen halb 12 Uhr machten wir uns nun auf die Suche nach diesem mysteriösen 'Bet- oder Franzosenacker'. 
 
Der Weg führte uns an der Kirche, dem Pfarrhaus und der Schule vorbei, von wo es auf einem Feldweg hinausging in die Äcker, Wiesen und Wälder. Wir gingen in einer losen Gruppe – und plötzlich fiel Mutter Silbert in Trance und begann knapp über dem Erdboden dahinzuschweben; so rasch, dass wir ihr nur mit Mühe folgen konnten. Es ging über ein holpriges Stoppelfeld, dann über eine Wiese und auf einmal, es war eine schmale Ackerparzelle, da fiel sie auf die Knie und flüsterte ein Gebet, während ihre Hände auf der Brust gefaltet waren. Vor ihr sahen wir in den Ackerschollen ein abgebranntes Kerzenstümpchen. 
 
Nach einer Weile erhob sie sich, machte noch einen etwas abwesenden Eindruck, schaute befremdet um sich und streckte die Hände aus, hielt sie über dem Boden, als wollte sie von der Allmacht für die an diesen Ort Gebundenen Segen herabflehen. 
 
Als wir wieder im Gasthaus bei Tisch sassen, hörten wir Klopftöne und dumpfe Schläge unter dem Fussboden, wie von marschierenden Soldaten. Nach und nach kam ein Rhythmus in dieses immer lauter werdende Klopfen und wir erkannten unzweifelhaft den Takt der Marseillaise [der französischen Nationalhymne]. Unwillkürlich begannen wir mitzusingen, wodurch dieses rhythmische Klopfen, das nun von dumpfen Tönen begleitet war, immer stärker anschwoll. 
 
Tief beeindruckt traten wir die Rückfahrt an. Wenig wurde gesprochen, weil sich jeder mit dem beschäftigte, was in diesen wenigen Tagen auf uns hereingestürzt kam – und wie es möglich war, dass sich eine um 118 Jahre zurückliegende Tragödie so plötzlich vor aller Augen aufzurollen begann und das in einer geradezu realistischen Deutlichkeit, dass der böseste Spötter mit Gänsehaut und zu Berg[e] stehenden Haaren kleinlaut verstummt wäre. 
 
Nun wusste man auch, dass die seinerzeitigen Klopflaute – '7, 1, 1' den Tag der Aufklärung angekündigt hatten – den 7. November. 
 
Nach Trebian zurückgekehrt, kam wie zur Begrüssung folgendes Diktat: 'Liebeswerk an Schuldbeladenen getan – entsühnt zehn Schuldige und segnet Menschen, Ort und Tiere.' 
 
Diese denkwürdige Kundgabe Nells hielten wir nun für den Abschluss geglückter Bemühungen, einst Verstorbene aus ihrer Schuld und Ortsgebundenheit zu lösen. Mit diesen Gedanken setzten wir uns wieder um den Tisch in diesem Zimmer und wollten den letzten Abend in recht harmonischer Geselligkeit verbringen – und vergassen aber, dass durch Schuld und Fluch dämonische Mächte und Kräfte an diesen Ort gebunden waren. So kam es auch noch zu allerlei Störungen, die aber zusehends abnahmen. Man sah förmlich und spürte den hartnäckigen Widerstand dieser 'Störenfriede' – schliesslich aber das endgültige Erlahmen dieser dunklen Macht vor der erlösenden Kraft des Gebetes. In diese fühlbar entspannte und beruhigte Atmosphäre klangen plötzlich eigenartig helle Klopftöne an der Mauer, wie von einem silbernen Hammer – und wir nahmen die Worte auf: 
 
'Gesegnet sei Dein Kommen – nun ist das Haus durch Dich befreit von seinem Fluch, und die Seelen der Unglücklichen steigen auf in eine lichtere Sphäre.' 
 
Tatsächlich zeigten sich seit diesem Tage keine (auch nicht die geringsten) Spukerscheinungen mehr. Allen Beteiligten schien es wie ein Wunder, dass Frau Silbert nach diesen Strapazen, nach diesem furchtbaren seelischen Ringen mit entfesselten Mächten und Kräften gesünder zurückkehrte, sich kräftiger fühlte und geradezu einen inneren Auftrieb erhielt. Sogar sie selbst war darüber erstaunt. 
 
Mit Freude geht sie wieder an die häuslichen Arbeiten – näht, stopft, strickt, und weil sie nie allein ist, plaudert sie dabei mit den Besuchern und erzählt ihnen okkulte Erlebnisse und Reiseepisoden. Wie immer bringt die Post täglich eine Menge Briefe; darunter Einladungen aus Prag und Amerika." 
 
Bei der Schilderung des Spukgeschehens sind die verschiedenen paranormalen Vorgänge besonders hervorzuheben. Einmal die Transfiguration (vorübergehende Umbildung) des Gesichtes des Mediums in das Gesicht eines blonden Mädchens und dann in das Gesicht eines französischen Soldaten. Dann die Materialisation eines ganzen Soldaten mit Gewehr, der sogar schoss. Weiter die Entrückung des Mediums und das anschliessende Schweben über eine längere Wegstrecke. 
 
In diesem Zusammenhang beachte man den Bericht, der uns über das Schweben von Christus überliefert ist und der ein Ereignis auf dem See Genezareth beschreibt. Nach der Speisung der Fünftausend berichtet der Evangelist Matthäus im Kapitel 14: 
 
"Und sogleich nötigte Jesus seine Jünger, ins Boot zu steigen und vor ihm nach dem jenseitigen Ufer hinüberzufahren, damit er inzwischen die Volksscharen entliesse. Als er das getan hatte, stieg er für sich allein den Berg hinan, um zu beten; und als es Abend geworden war, befand er sich dort allein; das Boot aber war schon mitten auf dem See und wurde von den Wellen hart bedrängt, denn der Wind stand ihnen entgegen. In der vierten Nachtwache aber kam Jesus auf sie zu, indem er über den See dahinging. Als nun die Jünger ihn so auf dem See wandeln sahen, gerieten sie in Bestürzung, weil sie dachten, es sei ein Gespenst, und sie schrieen vor Angst laut auf. Doch Jesus redete sie sogleich mit den Worten an: 'Seid getrost: ich bin es; fürchtet euch nicht!' Da antwortete ihm Petrus: 'Herr, wenn du es bist, so lass mich über das Wasser zu dir kommen!' Er erwiderte: 'So komm!' Da stieg Petrus aus dem Boot, ging über das Wasser hin und kam auf Jesus zu; doch als er den Sturmwind wahrnahm, wurde ihm angst, und als er unterzusinken begann, rief er laut: 'Herr, hilf mir!' Sogleich streckte Jesus die Hand aus, fasste ihn und sagte zu ihm: 'Du Kleingläubiger! Warum hast du gezweifelt?' Als sie dann in das Boot gestiegen waren, legte sich der Wind. Die Männer im Boot aber warfen sich vor ihm nieder und sagten: 'Du bist wahrhaftig Gottes Sohn!'" 
 
In diesem Ausruf klingt der Beweggrund an, der Jesus zu solch aussergewöhnlichen Taten veranlasste, die wir heute "Wunder" nennen. Sie sollten die Menschen aufrütteln und ihnen zeigen, dass Jesus nicht ein gewöhnlicher Mensch war. Als er nämlich im Tempel von Jerusalem in der Halle Salomos von Juden gefragt wurde, ob er der Christus (d.h. der Gesalbte, also der Messias) sei, antwortete er ihnen (Joh. 10, 25): "Ich habe es euch gesagt, doch ihr glaubt es nicht. Die Werke, die ich im Namen meines Vaters vollbringe, die legen Zeugnis von mir ab." Und solche Werke geschahen nicht nur damals vor 2000 Jahren, sondern geschehen zuweilen auch heute noch und sollten uns zum Nachdenken anregen. 
 
Welches aber war der Beweggrund des Franziskus Nell, dieses jenseitigen Führers der Maria Silbert, der von 1915 bis 1934 die aufsehenerregenden Vorgänge bei ihr verursacht hat? – Zunächst einmal fand der Bonner Universitätsprofessor Verweyen heraus (2, S. 266), dass es sich bei Nell vermutlich um Vincentius Coronelli, 1656-1713, handeln müsse, der in seiner Jugend Tischler, dann Offizier, dann Franziskanermönch und zuletzt General dieses Ordens gewesen war. Er stand im Katalog der Bonner Universitätsbibliothek verzeichnet und hatte 1696 die Bücher "Synopsis Ecclesiae Bergamensis" und "Catalogus ordinum religiosorum" veröffentlicht. Nell hatte immer gesagt, dass er am Ende seiner irdischen Mission auch seine Herkunft offenbaren werde. So gab er dann am 16. März 1932 auf dringliches Befragen zu, mit dem Vincentius Coronelli identisch zu sein. Als Motiv für sein jahrelanges Wirken gab er an (2, S. 266): 
 
"Ich habe die Allmacht gebeten, in einer Zeit, in der die Welt im tiefsten Materialismus liegt, wiederzukommen und Beweise von einem Jenseits zu geben. Tage steigen herauf, die eure Kraft vonnöten haben. Arbeitet in meinem Sinn. Was ich vor Jahrhunderten gelehrt und nicht vollenden konnte, das vollendet ihr. Werfet ab Ämter und Würden, Reichtum und Armut, Jugend und Alter und leget nieder jeden Hass, denn gross und stark müsst ihr werden im Wirken für die Nachwelt." 
 
Dieser Nell oder Coronelli wurde um 1930 gebeten, ein Bild von sich zu erzeugen. Dazu wurde bei drei Sitzungen (2, S. 109) eine flache Schüssel mit Ton unter einen Tisch gestellt und unter guter Kontrolle gehalten, dass sie nicht von Menschenhand berührt werden konnte. Innerhalb dieser drei Sitzungen entstand fortschreitend in dem Ton ein Porträtabdruck, der später mit Gips ausgegossen und photographiert wurde. Er ist in Bild 2, zu sehen. Man kann allerdings nicht beweisen, dass dieses Bild mit dem Aussehen des früheren Coronelli übereinstimmt, da von letzterem kein Bild aus irdischen Lebzeiten bekannt ist. Das Bild zeigt jedoch markante Züge, die zu einem Gelehrten und Ordensgeneral schon passen würden. Weiter kann man nicht "beweisen", dass Nell die Fortexistenz des früheren Vincentius Coronelli war. Doch trotzdem ist das ganze damalige Geschehen als Auswirkung jenseitiger Einflüsse in höchstem Masse beachtenswert. 
Vincentius Coronelli, alias Nell 
Bild 2: Vincentius Coronelli, alias Nell 
 
Frau Silbert ist von einer eindrucksvoll grossen Anzahl von Wissenschaftlern, Ärzten, Theologen, Ingenieuren und anderen Beobachtern untersucht und für echt befunden worden. Die Namen können in dem Buch von Sekanek (2) nachgelesen werden. Trotzdem blieb es aber auch ihr, wie allen anderen bedeutenden Medien damals und heute, nicht erspart, auf übelste und primitivste Weise der Täuschung und anderer Delikte bezichtigt zu werden. Der erste Verleumder, ein Schriftleiter des "Österreichischen Kurier", wurde 1923 zwar gerichtlich zu einer Geldstrafe von 10.000,- Kronen verurteilt, weil er den Raubmord an einem 22jährigen Mann als "Todesopfer moderner Verrücktheit" dem gemeingefährlichen Treiben der Narren von Waltendorf (dort wohnte damals Frau Silbert) als Selbstmord angelastet hatte (2, S. 135). Die weiteren Angriffe wurden dagegen in der Grazer und Wiener Presse ausgetragen. 
 
Unter den Gegnern tat sich ein Graf Klinchowstroem hervor, derselbe, der auch die Gräfin Wassilkow mit ihrem Medium Eleonore Zugun so infam verleumdet hatte. Im Gegensatz zur Gräfin Wassilko kamen bei Maria Silbert damals aber auch die Entlastungszeugen mit Artikeln in denselben Zeitungen ebenfalls zu Wort, in denen sie sich für die Echtheit der Vorgänge um Maria Silbert aussprachen. So druckte die Grazer "Montagszeitung" 1924 unter dem Titel "Der Feldzug gegen Frau Silbert" fünf für sie positive Bekundungen ab und fügte hinzu, dass 170 weitere namhafte Personen, die mit allen Titeln einzeln aufgeführt wurden, für die Echtheit der Erscheinungen bei Frau Silbert eingetreten seien (2, S. 152). So etwas gibt es heute nicht mehr. Zwar werden Angriffe gegen die Parapsychologie in den öffentlichen Medien mit den gleichen Verleumdungen und Falschbehauptungen wie damals vorgetragen, aber entlastendes Material wandert bei den allermeisten Zeitungen, Journalen und Fernsehanstalten in den Papierkorb. Es wird nicht veröffentlicht. Ich habe in dieser Beziehung einschlägige schlechte Erfahrungen machen müssen. Zuletzt mit dem Zweiten Deutschen Fernsehen im Oktober 1982. 
 
Heute wie damals herrscht die Meinung vor, alle paranormalen Erscheinungen seien nur Taschenspielertricks der Medien. Man müsse nur erfahrene Zauberkünstler mit der Erforschung der Phänomene beauftragen. Die würden den Medien schon auf die Schliche kommen. Aber bereits im vorigen Jahrhundert hat der damals berühmteste Zauberkünstler Samuel Bellachini sich nach eigenem Augenschein und eigenen Untersuchungen für die Echtheit der paranormalen Erscheinungen bei dem amerikanischen Zahnarzt und Medium Henry Slade eingesetzt (3, Bd II/1, S. 217). Ähnliches geschah bei Maria Silbert. Sie unternahm 1925 auf Einladung englischer Freunde eine zweite Englandreise, um vor den dortigen parapsychologischen Gesellschaften die bei ihr auftretenden Erscheinungen vorzuführen. Der damals bedeutendste Zauberkünstler Englands, ein Captain Neville Maskelyne, wettete eine grosse Summe, dass er und ein ihm befreundeter Zauberkünstler das Medium entlarven würden, da ihm alle in Frage kommenden Tricks bekannt seien. Er nahm dann unerkannt an einer Sitzung mit Frau Silbert in einem College teil. Dabei übernahm er mit seinem Freund die persönliche Kontrolle, wozu sie sich auf beiden Seiten unmittelbar neben das Medium setzten (2, S. 177). Am darauffolgenden Tag brachten die Tageszeitungen in grosser Aufmachung ihren Bericht. Sie mussten zugeben, dass es ihnen unmöglich gewesen war, einen Trick festzustellen oder eine Vermutung vorzubringen, wie die Versuchsergebnisse unter den gegebenen Bedingungen hätten vollbracht werden können. Maskelyne gab daher seine Wette verloren. 
 
Maria Silbert war kein gesundheitlich und körperlich kräftiger Mensch. Sie war zeitlebens kränklich, war monatelang bettlägerig, hatte ein Fussleiden und musste 12 Jahre lang an Krücken oder mit einem Stock gehen. Als sie 1907 das neunte Kind bekommen hatte, erblindete sie für fast ein Jahr. Man fragt sich, wie sie es unter diesen Umständen fertig brachte, 10 Kinder gross zu ziehen und später als Medium tätig zu sein. Als sie dann in der Presse so gnadenlos als Betrügerin hingestellt wurde, litt sie darunter unsäglich und verwünschte oft ihre mediale Gabe. Andere bedeutende Medien haben ein ähnliches Schicksal erlitten. 
 
 

Form 

Literaturangaben 
 
(1) Hohenwarter, Peter, "Unsere Experimente mit dem Grazer Medium Maria Silbert", Neue Wissenschaft 9/1960, H. 1; S. 2 - 18 
(2) Sekanek, Rudolf: "Mutter Silbert. Ein Opfergang. Tatsachen, Berichte, Urkunden", DER LEUCHTER; OTTO REICHL VERLAG; REMAGEN 1959 
(3) Zöllner, Friedrich: "Wissenschaftliche Abhandlungen", 4 Bde., Verlag L. Staakmann, Leipzig 1878 – 1881Â